Deutscher Maler lebt seit zwölf Jahren in Dénia (María Angeles Arazo / in: Las Provincias, 24. April 1991)
Zingraff: Konstruktivist mit poetischer Ader
Als Konstruktivist ist Zingraff den geometrischen Prinzipien treu, erlaubt sich jedoch mit Hilfe der Collage poetische Architekturelemente. Der in Karlsruhe geborene Deutsche lebt in Dénia und spricht Spanisch. Von seinem still gelegenen Atelier am Montgó hat er einen herrlichen Blick."Ich bemühe mich" so Zingraff voller Ironie, "mich nicht zu verlieren. Deshalb nur Himmel und Meer. In der Malerei ziehe ich opake Mischtöne vor, über die ich leuchtende Farbbänder lege."
Zingraff lebt seit zwölf Jahren in Spanien und seine Ausstellungen kennen keine Grenzen, fürchten keine Entfernungen. Er ist auf der Internationalen Kunstmesse in Barcelona ebenso vertreten wie bei der Internationalen Kunstschau in Stuttgart oder in der Galerie Quorum in Madrid.
"Wie kamen Sie zum Konstruktivismus?"
Die Mathematik als Grundlage der Malerei hat mich schon immer interessiert. Vielleicht, weil es so schwer ist, ihre Gesetze zu begreifen und ihre Herausforderung anzunehmen.
"Gibt es in Dénia eine Künstlerszene?"
Genau genommen nicht. Es gibt viele Künstler, die sich in der Stadt niedergelassen haben. Aber wir leben unabhängig voneinander - sagt der Künstler und lacht offen - . Meine Frau Mona hat engere Kontakte mit der Welt der Künstler. Sie führt in Dénias Altstadt eine Galerie.
"Ihre Meinung über die Ismen?"
Alle Stilrichtungen sind gerechtfertigt, wenn das Werk gut ist. Impressionismus, Expressionismus, Op-Art, Computer-Art bis hin zur
Minimal Art haben in bestimmten Momenten Kunstrichtungen entwickelt. Das heißt aber nicht, dass sie lediglich eine Mode waren, einfach so beliebig.
"Warum wählen Sie die Architektur als Bezugsgröße?"
Weil sie eine warme und menschliche Note gibt. Eine Säulenhalle, ein Wohnhausfenster, ein Bürgersteig lassen die Menschen erahnen, die darin wohnen, sich darin bewegen, warten.
"War der Einsatz von Collage eine spontane Entscheidung?"
Schon immer haben mich Architektur- und Design-Zeitschriften fasziniert. Und ich habe gern schöne Abbildungen oder Fotos, die mir gefallen, ausgeschnitten. Und so kam es dazu, dass ich eines Tages Ausschnitte in meine Bilder aufnahm.
"Sprechen Sie von Inspiration?" Es war eine Entdeckung. Um die Inspiration kreisen viele geheimnisvolle Theorien, und romantische dazu. Wir müssen für den günstigen Moment bereit sein, wenn uns etwas Wichtiges einfällt.
Zingraff protestiert und lacht, als ich ihm sage, dass "hier ein Deutscher spricht".
Nein, nein. Ich halte mich bereits für eine Mischung. Das Mittelmeer beeinflusst einen stark. Die meisten Ausländer, die in Dénia leben, sind Deutsche. Wenn wir uns treffen, gleichen wir immer mehr den Spaniern in Tagesablauf, Vorlieben, Zusammensetzung des Freundeskreis.
Zingraff - wie immer gut informiert - erklärt, dass ihm die Geschichte des ehemaligen Casa Pedro erzählt worden sei.
Gern habe ich die Wandbilder von Manolo Gil gesehen ... Nicht wahr?