Portrait: Hans Dieter Zingraff (Von Gisela Scherer. In: Die Aktuelle Monatszeitung 7/91)
Der seit 12 Jahren in Dénia residierende Kunstmaler Hans-Dieter Zingraff zählt längst zu den Insidern der spanischen "Malerszene" und setzt nach schwierigen Anfangsjahren nunmehr maßgebliche Akzente in der konstruktiven Kunst.Die bei oberflächlichem Betrachten kühle und abstrakte Gestaltung von Farben und Formen erweist sich bei näherem Hinsehen als äußerst sensible Wiedergabe einer harmonisierten Realität. Die Sicht des Künstlers in eine weite, helle Welt ist der Untergrund für die präzis angeordnete Geometrie seiner Collagen, die unendlich tiefe Einblicke bieten und eigene Phantasie zulassen.
Farbnuancen und Schattierungen der Grundflächen drücken Wärme und Einklang mit der erlebten Natur unserer Umgebung aus. Die Lichtverhältnisse Spaniens sind die Quelle, aus der geschöpft wird. Dass dabei die Formen und die Plazierung der Collagen eine wesentliche Rolle spielen, mit ihrer Farbintensität und der fesselnden graphischen Anordnung jedoch weder bedrücken noch verwirren, spiegeln die große architektonische Begabung des Künstlers wieder.
Die Kunst liegt wohl darin, dass Gesehenes, Empfundenes und Erträumtes in einer technischen Perfektion dargestellt wird, wo Klarheit und Präzision besticht.
Hans-Dieter Zingraff ist ein disziplinierter Arbeiter, der durch steigenden Bekanntheitsgrad "am Ball bleiben muss und will". Sein Ideenreichtum muss unendlich sein, um immer wieder und ständig neu Farben und Formen in andere Konstellationen setzen zu können.
Ausstellungen setzen Termine, ob kurz- oder langfristig, und sie werden eingehalten. Dieser Lebens- und Arbeitsstil sind mit dem von ihm Dargestellten identisch. Nicht zuletzt deshalb ist die ständig nach oben führende künstlerische Laufbahn eines Ausländers innerhalb des spanischen Kulturlebens möglich gewesen.
Es würde den Rahmen dieses Portraits sprengen, würde man die Präsentationen seiner Werke bei allen Ausstellungen der letzten 12 Jahre in Spanien aufzählen. Deshalb seien nur einige der letzten beiden Jahre erwähnt:
- Galeria Quorum, Madrid
- I Bienal de Almeria
- 57. Salon de Otoño en el Centro Cultural Casa de Vacas (Eröffnung durch das spanische Königspaar)
- Galeria Sureste, Granada
- BIAF, Feria Internacional de Arte, Barcelona
- Interarte, Feria Internacional de Arte, Valencia
- Galeria del Palau, Valencia
- Homenaje del Ayuntamiento de Madrid a Camillo José Cela
- Galería de Arte MONA, Dénia
Seine Kompositionen sind in vielen Galerien und Museen im In- und Ausland zuhause (u.a. im Museo de Guinea Ecuatorial, Museo de La Rioja, Museo Fundación in Madrid).
Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen sind die Meilensteine seines Erfolges.
Im persönliche Gespräch ist Hans-Dieter Zingraff ein offener, sympathischer Mensch. Ganz wenig gibt er von sich preis, was nicht bereits in seinen Bildern ausgerückt wäre. Der gebürtige Karlsruher hatte schon immer einen Hang zur Kunst und während andere Fußball spielten, besuchte er Museen. Internatserlebnisse und der dabei erlebte Sichtwinkel, ständig vom Untergeschoss auf eine Mauer vor dem Fenster blicken zu müssen, könnte man vorsichtig als Ausgangspunkt der ständigen Suche nach Weite und Freiheit und der daraus entstandenen plastischen Wiedergabe, wo alles im richtigen Verhältnis steht, deuten.
In Denia, in seinem Haus am Berg, wo er die ganze valencianische Mittelmeerbucht überblicken kann, hat Hans-Dieter Zingraff nach Reisen durch die halbe Welt, wie Türkei, Südamerika, Italien, Portugal, sein Ziel erreicht. Hier hat er all das gefunden, wonach er suchte und die Möglichkeit, seiner Liebe zur Weite, zum Meer, zur Helligkeit und Farbe immer wieder neuen Ausdruck geben zu können.