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Konsequent in der Entwicklung Antonio de Santiago (In: Katalog Albacete, Juni 2002)

In der natürlichen Entwicklung eines beharrlich arbeitenden Künstler gibt es zwei Aspekte: der radikale Wechsel, manchmal bis zum Bruch und der behutsame, wohl überlegte Wandel, der einer schrittweisen Bereicherung der Entwicklung gleichkommt. Letzteres trifft auf Hans-Dieter Zingraff (Karlsruhe, Deutschland 1947) zu. Und wiederum zeigen sich zwei Dinge: Sein Glauben an den gewählten Weg und seine Kenntnis der darin noch zu entdeckenden und zu verbessernden Möglichkeiten.

Auch in seinen jüngsten Werken gibt Zingraff der Sensibilität vor allen anderen Faktoren den Vorrang. Sein Vorhaben ist nach wie vor die Vertiefung der geometrischen Abtraktion. Zweifelsohne aber haben sich andere Faktoren verändert: Die Form wirkt reicher und reifer. Farbtöne, Formen und Flächen bieten neue Kontraste – betonter, stilisierter, reizvoller. Sein reines Erforschen führt hoch interessante neue, eigene Möglichkeiten vor.

Zum Beispiel hat sich die Komposition verändert. Viele Rundungen sind verschwunden, die Gerade ist stärker betont. Die Architektur führt zu einer Ausdehnung oder Erweiterung der Horizonte. Was die Farbe angeht hat der Einsatz von Gelb stark abgenommen. Zingraff arbeitet nun mehr in Braun und Rot und hat ein feines, den Bildern neue Perspektiven gebendes Grau eingeführt. Das Ergebnis sind neue, betonte Kontraste – sowohl im Volumen – stark und sanft – als auch in der Form. Diese Kontraste sind Hauptgegenstand der neuen Arbeiten, die glänzende Ideen in der Beziehung von Linie, Fläche und Farbe darstellen.

Der seit Jahren an unserer lichtintensiven Ostküste lebende Zingraff verfolgt seinen schöpferischen Weg weiter, indem er versucht, den geistigen Inhalt des künstlerischen Konstruktivismus ständig zu erneuern. Mit seinen bildhaften Meditationen ist es ihm gelungen, dem scheinbar Mechanischen oder stark Technischen Poesie zu verleihen. Mondrian sagte, dass Kunst nur dann einen Sinn habe, wenn sie das Nichtmaterielle ausdrücke. Das soll nun nicht heißen, dass diese Abstraktion Widernatürliches zeigt, sondern vielmehr eine neue Art der Darstellung – von innen heraus.

Und diesen schwierigen Weg, den Weg des Entdeckens und der unabhängigen, ästhetischen Gefühle geht Zingraff. Und macht dabei sichtbare Fortschritte.

Antonio de Santiago (Spanischer Kunstkritikerverein) Juni 1989