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Francisco Marí Menchón (Katalog Albacete 1989)

Wenn man das Werk eines Künstlers über Jahre hin verfolgt, entsteht - im Vergleich zum ersten Betrachten - ein vollkommen anderer Blick auf das Konzept. Der Eindruck ändert sich je nach Betrachter und inwieweit dieser für das gebotene Seherlebnis empfänglich ist.

Bei Bildern von Hans-Dieter Zingraff ist dies der Fall, weil sie sich nicht leicht offenbaren, obgleich sich beim ersten Betrachten ein angenehmes Gefühl der Zartheit einstellt. Dieser Eindruck ist im Laufe der interessanten künstlerischen Entwicklung, bei der sich durchaus das Expressive in Farbe und Linie verändert hat, geblieben.
Der Künstler, der sich über Selbstzweifel und Befürchtungen aus Verantwortungsgefühl hinwegsetzt, zeigt viele Möglichkeiten, wirklich malerische Errungenschaften zu erzielen, da sich mutige Sicherheit positiv auf die Ergebnisse auswirkt. Weil sich Zingraff über Eigenes hinwegsetzt, bringt er ein sich wandelndes Oeuvre hervor. Immer vereinfachter drückt es kraftvoll all sein malerisches Streben aus.

Inzwischen ist sein Konstruktivismus in Ausdruck und Farbe verändert. Die Bilder gliedern sich in größere Bereiche, die breitere Streifen - nicht gemalt, sondern unkomplizierte "Collage" - begrenzen. Der Ton dieser Flächen ist deutlich abgekühlt, in den Streifen betonter, wie ein farbliches, sehr starkes Gegengewicht in lebendigem Rot.
Zingraffs Feingefühl zeigt sich deutlich in anderen Collage-Ausschnitten. Vom Höhepunkt der Farbigkeit der weiten Flächen ausgehend künden sie von höchster Reinheit.
Das größte Problem, das Zingraffs Bilder haben können, sind Betrachter, die die Botschaft nicht erreicht. Denn Abstraktion entsteht in einem besonderen Vorgang: Das Bild wird nicht betrachtet, sondern gefühlt. Daher darf man nicht erwarten, dass man es versteht, sondern dass man es fühlt. Nur so dringt man zur Botschaft vor, im Einklang mit dem Künstler, der das Werk in einem Moment besonderer Empfindsamkeit geschaffen hat.

Zingraffs Bilder stellen noch andere Aspekte dar. Jedes Bild ist anders, da er die Technik bis zur Perfektion beherrscht. Manche Bilder lassen mehr Annäherung zu, andere weniger. Aber bei allen bleibt schließlich die Frage, was bei Hans-Dieter vorherrscht: sein Empfindungsvermögen, seine Aufrichtigkeit oder seine Technik. Vielleicht sogar alle drei Aspekte.
Francisco Marí Menchón