H.-D. Zingraff (Carmen Pallarés. In: ABC, 8. November 2003)
Computer setzt Zingraff (noch) nicht ein. Was er will, ist die perfekte Ästhetik seiner Technik und Bildausführung jenseits der Informatik mit ihren unzähligen Möglichkeiten der Virtualisierung und Bildbearbeitung. Damit zu tun haben lediglich die Endergebnisse dieses deutschen Künstlers, und möglicherweise auch die Entwürfe. Wären es Resultate des Computers würden sie die Zweidimensionalität verlieren. Auch seine Werke auf Papier sind nicht vom technologischen Schicksal bestimmt. Es besteht sogar eine regelrechte Ablehnung des Computers. Zingraff bevorzugt "Handarbeit", der direkte Kontakt mit Maß, Gewicht, Holz, Pigment, um Materie und Material zu gestalten. Ich erwähne das, weil dies heutzutage ungewöhnlich ist und sogar Werke, denen der Einsatz moderner Geräte überhaupt nicht förderlich ist, quasi obligatorisch auf diese Weise entstehen. Nicht so die Werke von Hans-Dieter Zingraff. Seine Werke entstehen anders.
Unmögliche Perspektiven
Die vielen unmöglichen Perspektiven erinnern unweigerlich daran, dass im Laufe der Geschichte schon viele Künstler ihre Werke nach diesen Grundsätzen aufgebaut haben. Und es ist leicht, ihren starken Reiz wahrzunehmen. Mir persönlich fielen zudem Beschreibungen in bedeutenden Büchern der Science Fiction ein, die häufig verschobene Perspektiven einsetzt, ebenso Filmszenen, die uns zeigen, wie die Zukunft sein wird, in der wir uns bezüglich vieler Dinge bereits befinden. Allerdings ist Zingraffs Spiel mit den Perspektiven nicht bedrückend. Ganz im Gegenteil befinden sie sich wohl bemessen zwischen Unwahrscheinlichkeit und Wirklichkeit. Außerdem beherrscht dieser Künstler etwas sehr Wichtiges, und zwar die Größenverhältnisse, die absoluten Maße jedes Bildes und seine die Komposition bildende Hauptebenen. Ebenso wählt er die Farben mit ästhetischer Sicherheit und sicherer Ausdruckskraft. Zweifelsohne ist diese Ausstellung interessant und reizvoll. Zweifel habe ich lediglich bezüglich der Frage, ob Informatik verwendet wird oder nicht. Und zwar in den wichtigen Bildbereichen, den vortrefflichen Collagen mit ihren vielen Schnittstellen und Verknüpfungen, bewundernswert in der Ausführung, könnten ohne dieses Hilfsmittel geschaffen sein. Wie wären diese so gewagten Werke, wenn sie ganz gemalt wären? Oder was wäre, wenn man Computertechnik einsetzen würde? Vielleicht sehen wir das bei der nächsten Ausstellung sehen.